Andoniaina (15) und Annicha (5) sind Geschwister. Zusammen leben sie in der abgebildeten Hütte aus Blachen und Tücher. Wo sich ihre Eltern befinden ist und bleibt für uns unklar. Wir vermuten, dass diese entweder verstorben sind oder ihre Kinder ausgesetzt haben. Tatsächlich gibt es Eltern, die ihre Kinder zum Betteln auf die Strasse schicken. Bringen diese nicht genug Geld nachhause, werden sie von ihren eigenen Eltern geschlagen oder auf die Strasse gesetzt.
«Ich möchte, dass die Regierung uns obdachlose Menschen unterstützt»
Erzählt uns Andoniainain einem persönlichen Gespräch. Jeder Tag, der sie auf der Strasse haust, ist einer zu viel! Als wäre dies nicht hart genug, muss sie auf ihre fünfjährige Schwester Annicha aufzupassen. Ohne Eltern sind sie auf sich alleingestellt – in einem der gefährlichsten Viertel Antananarivos, Hauptstadt von Madagaskar.
Damit sich die Geschwister Tee und Reis kaufen können, arbeitet Andoniana als Wäscherin. Gelegentlich auch als Köchin. In dieser Zeit spielt ihre jüngere Schwester Annicha mit Kolleginnen. Oftmals verwenden sie Plastikabfall als Spielzeuge.
Den Schulunterricht zu besuchen ist für beide Kinder einen Traum statt Realität. Andoniaina und Annicha möchten jedoch sehr gerne zur Schule gehen – für ein besseres Leben mit einer lebenswerten Zukunft. Andoniainas Traumjob ist es, Polizistin zu werden. Sie ist ein tapferes Kind mit klaren Zielen. Die Frage ob sie unsere Unterstützung erhalten möchte, bejaht sie ohne Zögern. Ihr Wunsch ist es, in einem Haus zu leben wo sie sich wohl fühlt.
«Ich möchte an einen Ort gehen wo das Leben schöner ist»
Jedoch kenne Andoniaina kein anderes Land ausser Madagaskar.
Das Leben auf der Strasse ist gefährlich. Es gibt viele Menschen, vor deren Andoniaina und Annicha Angst haben. Polizeipatrouillen sind in Anosibe so gut wie niemals zusehen.
Geschrieben von Fabio Müller